Anfang Oktober wurde die Provinz Ha Tinh von schweren Überschwemmungen heimgesucht. In einzelnen Dörfern standen die Häuser bis zu 1,80 m tief im Wasser. Teilweise spielten sich dramatische Szenen ab, als zusätzlich zum Notablass aus den Stauseen noch ein Damm brach und eine Flutwelle durch die Ebene rollte.
Dabei wurde auch viele Brunnen überflutet, die nach dem Rückgang des Oberflächenwassers nun mit verschmutztem Wasser gefüllt waren. Um dabei zu helfen, die Brunnen möglichst schnell wieder benutzbar zu machen, hat der EH Diethelm Schirdewahn aus Quang Nam ein kleines Pumpenset zusammengestellt. Das Equipment besteht aus einer elektrischen Tauchpumpe, einem Generator, einer Arbeitsleine und 20 m Schlauch.
Nachdem alles getestet war, startete der Einsatz am 26.10.2010. Die Koordination des Einsatzes wurde durch den örtliche Projektleiter der GTZ in Ha Tinh Herrn Lothar Dülberg durchgeführt, dessen Büro auch die notwendigen Formalitäten bei der Provinzregierung erledigte. So ging es dann täglich von Ha Tinh aus ü b e r t e i l w e i s e nur schwer passierbare Straßen in die Dörfer, dort wurde das Material auf einen Handkarren umgeladen. Begleitet wurden wir durch eine lokale Fachkraft der GTZ.
Im Dorf empfing uns dort der Dorfvorsteher, der uns zu den einzelnen Haushalten begleitete. Die aufgeweichten Böden erforderten so manche Kraftanstrengung um ans Ziel zu kommen. Überall waren die Spuren des Hochwassers noch zusehen; Bauschäden, zerstörtes Inventar, verwüstete Gärten, um nur einiges zu nennen.
Vor Ort wurde das Equipment betriebsfertig gemacht und mit der Brunnenreinigung begonnen. Zunächst wurde der Brunnen etwas abgepumpt, um anschließend die Seitenwände mit einem kräftigem Wasserstrahl zu reinigen. Dann wurden die Sedimente am Boden mit dem Wasserstrahl aufgeschwemmt und das Restwasser abgepumpt.
Teilweise waren die Brunnen in einem erschreckendem Zustand und es fiel zunehmend schwerer, die als Dankeschön angebotenen Tees anzunehmen. Was tun, wenn man vor der Wahl steht, die Einladenden abzuweisen oder einen Tee zu trinken, der aus einem solchen Brunnen stammt? Allerdings muss man sagen, dass die meisten sich einfache Sandfilter gebaut haben, mit denen das Wasser geklärt werden kann. Trotzdem, ein ungutes Gefühl blieb.
Manchmal, wenn der Schlamm nicht abgepumpt werden konnte, musste auch jemand in den Brunnen einsteigen, um die Ablagerungen und Fremdgegenstände manuell zu entfernen. Überraschend waren die unterschiedlichen Zustände der Brunnen, von wirklich sauberen bis hin zu völlig verschmutzten Brunnen war alles zu finden. Auch in der Bauweise gab es erhebliche Variationen; neben dem Ausbau aus Betonformsteinen gab es gemauerte Versionen sowie auch aus Bruchsteinen ohne Mörtelzwischenlage gefertigte. Einige wiesen leicht zu reinigende Betonsohlen auf, andere wiederum nur den normalen Untergrund, wie zum Beispiel Sand oder Tongesteine. Hier gab es häufig große Schwierigkeiten, die Brunnensohle zu säubern.
Manche Gemeinden besitzen auch Gemeinschaftsbrunnen, die teilweise auch geflutet waren, diese konnten allerdings nur abgepumpt werden, wenn sie nicht zu groß waren, da die Pumpenleistung dafür nicht ausreichend gewesen ist. Für das Abpumpen und Reinigen des abgebildeten Brunnens haben wir etwa drei Stunden gebraucht. Natürlich war das Interesse der Kinder auch schnell geweckt, teilweise folgte unserem Tross eine recht große Kinderschar. Die Freude der Betroffenen dort zeigte sich nach jedem Einsatz. Gearbeitet wurde meistens bis nach Einbruch der Dunkelheit, um so viele Brunnen wie möglich zu reinigen, auch dabei wurden wir immer wieder von den jüngsten begleitet, die interessiert unsere Arbeit beobachteten.
Bei den Leuten dort in den Dörfern ist dieser Einsatz gut angekommen, überall wurde uns mit großer Dankbarkeit und Freundlichkeit begegnet. Danach nur noch die Ausrüstung ins Auto verladen, zurück ins Hotel, duschen, Abendessen und dann war in der Regel Tiefschlaf angesagt. Dieser Einsatz ist von der Provinzregierung interessiert verfolgt worden. Der Leiter der Gesundheitsbehörde der Provinz besuchte uns am Sonntag und informierte sich über die Arbeit in den Dörfern. Wir gehen davon aus, dass mit dieser Arbeit eine Anregung an die Behörden gegeben wurde, derartige Maßnahmen in die Katastrophennachsorge einzubeziehen. Unsere Arbeit ist von der Provinzregierung mit einer Ehrenurkunde gewürdigt worden.
Fazit: Ein lohnenswerter Einsatz, 101 gereinigte Brunnen in sechs Tagen ist eine stolze Zahl. Es war nicht immer einfach und das Verfahren ist sicher noch zu verbessern, aber unter den gegebenen Umständen wie Beschaffung der Ausrüstung und Transportmöglichkeit war es das im Moment bestmögliche.
Diethelm Schirdewahn
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Eine Antwort auf „Erfahrungsbericht Brunnenreinigung“
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